Presseschau RBS - Mix: H.U.Steiner

 

RBS Zytglogge, Casinoplatz, Doppelspur

 

  Endstation Casino für Vorortsbahn (Januar 1994, Bund)
  Auf ein Stumpengleis vor das Casino (März 1994, BZ)
  Streckenverlängerung: «Überflüssig, ja sinnlos» Leserbrief (Juni 1995, Bund)
  Casinoplatz: Befürchtungen unbegründet (Aug. 1995, Bund)
  Muri-Tram bis zum Bahnhof für vier Monate? (März 1998, BZ)
  Parkhauserweiterung: Auf Gleisbau folgt Totalumbau (März 1998, Bund)
  Wenden oder vernetzen? Leserbrief (April 1998, Bund)
  Strategen überlegen, das Volk zahlt. Leserbrief (April 1998, BZ)

 

Der Bund, 12. Januar 1994

MURI-TRAM/Verlängerung der RBS-Linie

Endstation Casino für Vorortsbahn

Ende eines langen Variantenstreits: Das Muri-Tram - am Helvetiaplatz zur Umkehr gezwungen - soll bald bis Casinoplatz rollen. Der Berner Gemeinderat wird sich demnächst mit dem entsprechenden Projekt befassen.

DANIEL VONLANTHEN
REDAKTOR

Über zwei Jahre schon dauert die Suche nach einer kostengünstigen Lösung für eine Verlängerung der Linie G des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS) in die Innenstadt. Nach dem Scheitern des ursprünglichen Projekts -Direktfahrt bis Bahnhof Bern - standen mehrere Varianten zur Diskussion: Die einen forderten den Weiterzug bis Guisanplatz über die bestehenden Gleise der Städtischen Verkehrsbetriebe Bern (SVB), andere sahen den Kornhausplatz als Endstation - wie zu guten alten Zeiten, als das «blaue Bähnli» vor dem Stadttheater kehrtmachte. Nun steht der Casinoplatz als Standort für eine künftige Endstation im Vordergrund: Nach Angaben von SVB-Direktor Hans-Rudolf Kamber liegt ein entsprechender Auftrag der Verkehrsdelegation vor; der Berner Gemeinderat soll in den kommenden Wochen um einen Planungskredit ersucht werden.

Sofort ein Provisorium?

Nach Angaben Kambers handelt es sich bei der Ausgestaltung des Casinoplatzes um ein «übergeordnetes Problem»: Zum einen dürfe sich der öffentliche Verkehr nicht gegenseitig behindern, zum andern werde der Platz durch

Individualverkehr, Velos und Fussgänger stark beansprucht. Geprüft werde auch die sofortige provisorische Einführung. Welches der beteiligten städtischen Amter die Federführung übernehmen soll, ist allerdings noch unklar.

Die Stadt Bern könnte mit der Verlängerung der Linie G die längst fällige Abgeltung von rund zwei Millionen Franken kassieren, die ihr durch die Renovation der Kirchenfeldbrücke zusteht: Die Finanzierungsvereinbarung zwischen SVB und RBS steht in Zusammenhang mit der Lebensdauer der Brücke, die durch die Überfahrt der schweren blauen Tramzüge aus Muri verkürzt würde.

RBS ist bereit

Der RBS als Betreiber der Murilinie ist heute - zwei Jahre nach dem Rückzug seines Subventionsgesuchs - in Wartestellung. Die Stadt Bern sei jetzt am Zug, sagt RBS-Direktor Peter Scheidegger. Die Verlängerung der Linie G über die Kirchenfeldbrücke bis Casinoplatz erachtet Scheidegger als gute Lösung, die schnell verwirklicht werden könnte mit dem bestehenden Rollmaterial, Personal und Fahrplan. Scheidegger: «Wir sind bereit.» Das Wartegleis bei der Endstation muss laut Scheidegger eine Länge von mindestens 32 Metern aufweisen. Mit dieser Lösung könnten für die Pendler der Vorortsgemeinden gute Umsteigebedingungen geschaffen werden. Muriger zum Beispiel, die in die Länggasse gelangen wollen, müssten somit nur noch einmal umsteigen.

Begrüsst wird die Lösung auch von den Vereinigten Altstadtleisten, die eine Belebung der unteren Altstadt durch die kaufkräftige Kundschaft aus Muri-Gümligen längst herbeiwünschen.

BZ, 4. März 1994

MURI-TRAM

Auf ein Stumpengleis vor das Casino

Möglichst bald soll die Linie G des Regionalverkehrs Bern-Solothurn über die Kirchenfeldbrücke fahren können. Als Endstation für das blaue Muri-Tram ist ein neues Stumpengleis vor dem Casino vorgesehen.

Jetzt scheint es mit der Verlängerung der RBS-Linie G über den Helvetiaplatz hinaus wieder vorwärtszugehen: Der Berner Gemeinderat hat einen Projektierungskredit bewilligt und eine Arbeitsgruppe mit der Aufgabe eingesetzt, die provisorische Weiterführung des Muri-Trams zum Casino-Platz vorzubereiten. Der Einsatz der Arbeitsgruppe - bestehend aus Vertretern des Vereins für die Zusammenarbeit in der Region Bern (VZRB), der Gemeinden Muri, Worb und Bern sowie des RBS und der SVB - bedeute keineswegs, dass nun, wie für Arbeitsgruppen oft üblich, erst Grundlagen zusammengetragen und Konzepte ausgearbeitet werden müssen, erklärt SVB-Direktionssekretär Hans Martin Schaer gegenüber der BZ. Vielmehr gehe es nur noch um Details.

Das Verlängerungsprojekt ist nämlich laut Schaer praktisch realisierungsreif: Bereits haben die Städtischen Verkehrsbetriebe für die Verlängerung der Linie G vom Helvetiaplatz in den Bereich Casinoplatz/Kornhausplatz eine Machbarkeitsstudie erstellt. Ausgearbeitet und beurteilt wurden sieben Varianten. Als beste Lösung hat sich eine Haltestelle im Bereich Casinoplatz erwiesen.

Stumpengleis statt Busse

Die neue Muri-Tram-Haltestelle soll dort eingerichtet werden, wo heute die stadteinwärts fahrenden

Busse der SVB-Linien 18 und 19 halten. Deren Haltestelle würde an die Amthausgasse verlegt (siehe Plan). Den baulichen Aufwand für die Verlängerung der Linie G bezeichnet Hans Martin Schaer als minim: Für das Stumpengleis, auf dem die 32 Meter langen blauen Züge warten können, müssten lediglich 75 Meter Gleis und drei neue Weichen eingebaut werden. Nötig wären ausserdem Anpassungsarbeiten am bereits bestehenden Perron sowie ein Billettautomat sowie Anzeigetafeln. Zu- und Wegfahrt würden über die bestehenden Tramgeleise erfolgen.

Für eine halbe Million

Die Kosten für das Projekt, das sich in wenigen Wochen verwirklichen liesse, werden auf rund eine halbe Million Franken geschätzt. Die Kosten müssten übrigens weder von den SVB noch von der Stadt Bern, sondern vom RBS und möglicherweise vom Kanton getragen werden. Für die Stadt ist die Verlängerung der Muri-Linie im Gegenteil finanziell interessant: Nachträglich erhält sie vom RBS einen Beitrag für die 1988 abgeschlossene Sanierung der Kirchenfeldbrücke.

Die Betriebskosten würden sich für den RBS durch die Linienverlängerung hingegen nicht erhöhen. Laut RBS-Bauchef Armin Beyeler müssten weder zusätzliches Personal noch zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt werden. Lediglich die Endaufenthaltszeiten würden verkürzt.

Das Projekt für die neue RBS-Haltestelle beim Casino wird laut SVB-Direktionsassistent Schaer öffentlich aufgelegt. Ein erster Versuch, das Muri-Tram über die heutige Endstation am Helvetiaplatz hinaus zu verlängern, ist 1991 gescheitert. Damals war vorgesehen, mit den RBS-Trams bis zum Bahnhof zu fahren.

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Leserbrief, Der Bund, 19. Juni 1995

RBS / Streckenverlängerung bis zum Casino

«Überflüssig, ja sinnlos»

Seit über 40 Jahren wohne ich mit meiner Familie in Muri. Der RBS und den SVB bin ich dankbar für den «service soigné» in bezug auf die angebotenen Transportmöglichkeiten von Muri nach Bern HB. Einen Fahrplan zu konsultieren ist überflüssig, fährt doch alle 10 Minuten pünktlich ein blau-weisses Bähnchen an den Helvetiaplatz. Gefahrlos erreiche ich dort nach 30 Schritten die Tramhaltestelle, und schon nach längstens einer, oder zwei Minuten fahre ich mit dem Tram Nr. 3 oder 5 stadtwärts. Wozu soll die RBS auch noch über die 250 m lange Kirchenfeldbrücke zum Casinoplatz fahren? Diese Streckenverlängerung ist überflüssig, ja sinnlos! Die in der Presse bereits geäusserten Bedenken sind noch zu ergänzen:

1. Das Umsteigen am Casinoplatz in ein öffentliches Verkehrsmittel ist nicht ganz problemlos, muss doch eine stark frequentierte Strasse - bei der Hauptwache überquert werden. Dabei ist der Weg zur nächsten Tramhaltestelle länger als beim Helvetiaplatz.

2. Die weitaus meisten Fahrgäste, die am Zeitglocken aussteigen, wohnen in der Gemeinde Bern (Saali, Oberes Murifeld, Wittigkofen, Egghölzli, Ostring, Brunnadern, Kirchenfeld). Die RBS wird halbleer über die Brücke fahren.

3. Der Kornhausplatz wurde vor Jahren vom Abstellgleis für die VBW befreit, und nun soll auf dem Casinoplatz eine neue RBS-Station entstehen. Diese gereicht dem architektonisch schönen Casinoplatz nicht zur Zierde!

4. Schliesslich, was kostet dieser Spass? Nach meinen Erkundigungen bei den zuständigen Behörden: 3,3 Millionen Franken ( 800'000 Franken Umbaukosten; 2,5 Millionen Franken Entschädigung an die Gemeinde Bern). In Anwendung der gesetzlichen. Bestimmungen über die Privatbahnen wird der Kanton diesen Betrag oder doch den allergrössten Teil davon berappen müssen, d. h. schliesslich kommen die Steuerpflichtigen für eine völlig überflüssige Sache zum Handkuss.

Und das alles bei der Finanzmisere der öffentlichen Hand.

ALEX VON MAY, Muri

Der Bund, 12. August 1995

MURILINIE / Casinoplatz

Befürchtungen unbegründet

Burgergemeinde und Casinoverwaltung haben keine Bedenken mehr gegen die Verlängerung des Muritrams bis zum Casinoplatz. Schall- und Erschütterungsmessungen haben ergeben, dass der Tramlärm den Konzertbetrieb im Casino nicht beeinträchtigt.

bst. Die zusätzlichen Tramzüge, die die Kirchenfeldbrücke und den Casinoplatz befahren, bringen «keine für das menschliche Ohr wahrnehmbaren Veränderungen mit sich». Zu diesem Schluss kommt gemäss einer Mitteilung des städtischen Pressedienstes die Untersuchung eines unabhängigen Basler Ingenieurunternehmens. Stadt, Burgergemeinde, Casinoverwaltung und der Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) haben an einer gemeinsamen Sitzung vom Freitag «mit Befriedigung» vom Untersuchungsergebnis Kenntnis genommen. Die Messungen haben ergeben, dass mit baulichen Massnahmen gegenüber dem heutigen Zustand sogar Verbesserungen erreicht werden. «Mit der Realisierung des Stumpengeleises werden letztlich Bedingungen vorliegen, welche für den Konzertbetrieb im Casino besser sind als die heutigen», heisst es in der Pressemitteilung: Das Bundesamt für Verkehr hat das Projekt für die Verlängerung der RBS-Linie G vom Helvetiaplatz bis zum Casinoplatz Anfang 1995 genehmigt. Der Gemeinderat hat seine Zustimmung bereits im März 1994 gegeben.

BZ, 27. März 1998

Muri-Tram fährt bis zum Bahnhof aber nur für vier Monate

Voraussichtlich im Sommer 1999 wird das Muri-Tram während vier Monaten bis zum Berner Hauptbahnhof fahren. Der Grund: Das Casino-Parking wird um 250 Plätze vergrössert.

• Marco Diener

Jahrelang dauerte die Diskussion über die Verlängerung der RBS-Linie G (Muri-Tram) vom Helvetiaplatz bis zum Berner Hauptbahnhof. Zuerst stimmte der Berner Stadtrat zu, dann ergriff die Vereinigung «Heit Sorg zu Bärn» das Referendum, und schliesslich bodigte das Worber Parlament 1991 das Projekt mit seinem Nein zu einem 1,9Millionen-Franken-Kredit.

Platz wird aufgerissen

Und trotzdem wird das Muri-Tram wohl bis zum Bahnhof fahren - wenigstens für vier Monate. Geht es nach dem Willen des Casino-Parking-Verwaltungsrats, wird das Parkhaus ab Sommer 1999 um 250 Plätze vergrössert. Dafür muss der Casinoplatz aufgerissen werden. Die heutige Endstation des Muri-Trams könnte deshalb während rund vier Monaten nur unter erschwerten Bedingungen benützt werden. «Wir haben drei Vorschläge gemacht», sagt Eric Stadtmann, Verwaltungsrat des Casino-Parkings und Leiter der Stadtpolizei-Verkehrsabteilung. «Verlegung der Endstation zurück an den Helvetiaplatz, Bau einer Fussgängerbrücke über die Baugrube am Casinoplatz und Verlängerung der Linie bis zum Bahnhof.» Der Berner Gemeinderat hat sich für die dritte Möglichkeit entschieden; für die Mehrkosten kommt das Casino-Parking auf. Das Muri-Tram soll am Bahnhof via Wallgasse und Schwanengasse wenden.

Ein neues Baugesuch?

Doch wie bereits angetönt: Es ist noch nicht sicher, ob das Casino-Parking bereits im Sommer 1999 ausgebaut wird. Denn die Verantwortlichen müssen für den Ausbau ein neues Baugesuch oder zumindest eine Änderung des seit mittlerweile zwölf Jahre alten Baugesuchs einreichen. Bisher wollten sie das Parkhaus nämlich um 480 auf 780 Plätze ausbauen - jetzt ist nur noch von einem Ausbau um 250 auf 550 Plätze die Rede. Dafür gibt es laut Eric Stadtmann zwei Gründe: «Erstens ist in der Umgebung des Parkhauses mit archäologischen Funden zu rechnen; diesen Zonen möchten wir aus dem Weg gehen. Und zweitens können wir nach der Annahme des Verkehrskompromisses nicht mehr beliebig ausbauen. »

Im Verkehrskompromiss, dem das Stadtberner Stimmvolk im vergangenen November zugestimmt hat, ist unter anderem festgelegt, dass oberirdische Parkplätze im Verhältnis 1:1 durch unterirdische ersetzt werden sollen. Damit soll zwischen Bollwerk und Zytglogge, zwischen Bundeshaus und Waisenhausplatz eine sogenannt fussgängerfreundliche Zone entstehen. Mit einer Fussgängerzone, wie sie in unseren Nachbarländern gang und gäbe sind, hat die fussgängerfreundliche Zone allerdings nichts zu tun. Aber immerhin soll grundsätzlich ein Fahrverbot gelten, das nur für Bus und Tram, während stark eingeschränkter Zeiten für den Güterumschlag sowie für Anwohner, Kuriere und Gehbehinderte Ausnahmen vorsieht. Weil innerhalb dieser Zone nur rund 150 Parkplätze existieren, müssten ausserhalb rund 100 weitere Parkplätze aufgehoben werden.

Zwölf Millionen Franken

Die Bauzeit für die Vergrösserung des Casino-Parkings dürfte laut Architekt Alphonse Delley gegen drei Jahre dauern. Die Baukosten sind mit rund zwölf Millionen Franken budgetiert. Weniger weit als beim Casino-Parking sind die Ausbaupläne beim Metro-Parking. Schon lange klar ist, dass die Einfahrt verlegt werden muss, damit der Waisenhausplatz umgestaltet werden kann. Die ursprünglich vorgesehene Verlegung in die Speichergasse ist nicht mehr aktuell. Im Vordergrund steht laut Verwaltungsrat Eric Stadtmann derzeit die Verlegung an die Schüttestrasse, vis-à-vis der Sanitätspolizei. Damit verbunden wäre dann auch eine Vergrösserung des Metro-Parkings um rund 70 Plätze. Auch da müssten im Gegenzug 70 oberirdische Parkplätze aufgehoben werden.

Der Bund, 27. März 1998

CASINOPLATZ

Parkhauserweiterung: Auf Gleisbau folgt Totalumbau

Die neue Gleisanlage am Casinoplatz, vor Jahresfrist für 1,3 Millionen Franken erstellt, muss entfernt werden. Für den Ausbau des Casino-Parkhauses wird der Platz zur Grossbaustelle - die RBS-Bahn soll vorübergehend zum Bahnhof fahren.

dv. Kaum ein Jahr in Betrieb, soll die neue Gleisanlage am Casinoplatz wieder entfernt werden: Die Erweiterung des Casino-Parkhauses um 250 Plätze erfordert die Unterkellerung des Platzes und somit den Totalumbau. Nach einer gestern veröffentlichten Mitteilung des Gemeinderats ist der Parkhausausbau für Sommer 1999 geplant; die Bauzeit beträgt rund vier Monate. Der genaue Zeitpunkt ist offen, da die Baubewilligung noch nicht vorliegt.

Seit Mitte April letzten Jahres fährt die Murilinie des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS) über die verlängerte Strecke bis Casinoplatz. Die Weiterführung erforderte eine geringfügige Anpassung der Gleise und der Fahrleitungen sowie den Einbau eines Stumpengleises. An die Kosten von 1,3 Millionen Franken zahlte der Kanton eine Million Franken. Der Umbau könnte sich möglicherweise als Fehlinvestition herausstellen.

Die neue Gleisanlage werde entfernt werden müssen, meint Guy Dinichert, Leiter Verkehrsplanung bei den Städtischen Verkehrsbetrieben Bern (SVB). Bei der damaligen Planung der Verkehrsanlage seien die Daten für die Erweiterung des Casino-Parkhauses noch völlig unklar gewesen. Das städtische Tiefbauamt seinerseits stützte sich auf eine etwas andere Informationslage ab: «Wir wussten, dass es Komplikationen mit dem Parkhausbau geben könnte», räumt der stellvertretende Stadtingenieur Ernst Marti ein. Doch habe der RBS damals auf die schnelle Weiterführung seiner Murilinie vom Helvetia- zum Casinoplatz gedrängt.

Erstaunt über den erneuten Umbau zeigt sich die zuständige kantonale Stelle: «Soll das Gleis tatsächlich wieder entfernt werden?» wundert sich Christoph Herren, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim kantonalen Amt für öffentlichen Verkehr. Von Kostenfolgen will der Kanton aber nichts wissen: Der Verursacher müsse dafür aufkommen, betont Herren. Will heissen: Die Parkhaus AG, an der die Stadt beteiligt ist, müsste für die Gleiskosten aufkommen.

Streit um RBS-Linie

Der Gemeinderat spricht in seiner Pressemitteilung von «Durchfahrtsproblemen» für den öffentlichen und den privaten Verkehr während der Bauzeit im Bereich der RBS-Haltestelle. Insbesondere sei die Endhaltestelle der RBS-Linie G am Casinoplatz stark tangiert und könnte nur unter erschwerten Bedingungen aufrechterhalten werden. Der Gemeinderat hat deshalb beschlossen, dem RBS vorübergehend die Weiterfahrt durch die Hauptgassen bis zum Bahnhof zu gestatten. Die Mehrkosten könnten der Casino Parkhaus AG in Rechnung gestellt werden.

In der Tat verlangt der RBS für die Weiterfahrt zum Bahnhof eine Entschädigung des Mehraufwands, denn die Verlängerung erfordere Zusatzpersonal und ein zusätzliches Fahrzeug - Kosten von gegen 500'000 Franken, rechnet RBS-Adjunkt Hans Amacker vor. Die Details seien noch nicht geregelt. Zwar werde der RBS mit der Direktfahrt der Murilinie zum Bahnhof Mehrfrequenzen erwirtschaften, doch der positive Umsteigeeffekt könne nicht kurzfristig eintreten, führt Amacker aus, sondern erst langfristig und nach gezieltem Marketing.

Bei den Parkhausplanern herrscht lediglich Klarheit über Ein- und Ausfahrt sowie über die Zahl der Parkplätze. Die Bauweise sei aber noch völlig offen, sagt Architekt Alphonse Delley. Es stünden verschiedene Varianten zur Auswahl, so etwa die Deckelbauweise oder die Unterkellerung ohne Demontage der Gleise. Die Forderung des RBS nach Abgeltung der Mehrkosten müsse noch klar begründet werden, sagt Delley, denn: «Der RBS soll in dieser Zeit beim Helvetiaplatz haltmachen.» Ein alter Streit um die Linienführung bekommt neue Nahrung.

Der Bund, 2. April 1998

Leserbrief

Wenden oder vernetzen?

Erweiterung Casino-Parking und Blaues RBS-Bähnli, «Bund» vorn 27. März

Vielleicht liegt es an der Jahreszeit, aber beinahe schon unglaublich seltsame Blüten treibt das jüngste Kapitel im «Gschtürm» um das blaue RBS-Tram in die Stadt.

Nach jahrelangem Streit um die Verlängerung der Linie G soll nun «dank» der Casino-Parkhaus-AG das blaue Bähnli während 4 Monaten sogar direkt zum Berner Hauptbahnhof verkehren können - ein Ansinnen, das eigentlich auch von denjenigen Kreisen getragen werden sollte, die damals die Endhaltestelle am Casinoplatz aus ästhetischen Gründen bekämpft hatten, da ja «nur» noch Motorfahrzeugkolonnen das Stadtbild beim Casino beeinträchtigen würden.

Die Zahlen sprechen für sich: Seit der Anbindung ans Stadtzentrum Mitte April letzten Jahres ist die Anzahl der beförderten Passagiere sprunghaft um 12% angestiegen - wie viele Beweise müssen noch erbracht werden, um den Zusammenhang zu einem attraktiven öV-Angebot aufzuzeigen?

Der bevorstehende Erweiterungsbau des Casino-Parkhauses bietet die einmalige Chance, dieser Polemik mit der dauerhaften Direktführung der Linie G ab Hauptbahnhof Bern ein für alle Mal ein Ende zu setzten, da zudem die jetzige RBS-Endhaltestelle Bern-Zytglogge im damaligen Projektbericht ohnehin als lediglich provisorische Lösung beschrieben wurde.

Auch entzieht sich vermutlich der Kenntnis des Architekten Alphonse Delley, dass die Anlagen der alten RBS-Haltestelle am Helvetiaplatz Mitte Oktober dieses Jahres entfernt werden.

Daniel Gatick, Worb

BZ, 9. April 1998

Leserbrief

Strategen Überlegen, das Volk zahlt

BZ vom 27. März «Muri-Tram fährt bis zum Bahnhof - aber nur für vier Monate» Bravo: Da waren wieder einmal Strategen am Werk. Kanton und Gemeinderat entscheiden, und das Volk zahlt. Immer klagt man über Lärm und Belastung der Innenstadt, doch das blaue Bähnli darf leer oder halbleer zum Bahnhof fahren. Warum kann der RBS während den vier Monaten, welche wohl nicht nötig gewesen wären bei einer richtigen Planung, nicht am Helvetiaplatz wenden? Schliesslich sind seine Fahrzeuge beidseitig steuerbar.

SILVIO RUHOFF
Bern